Bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz?

Florentina Sgarz, BA

Bakterielle Vaginose oder Scheidenpilz

In der Vagina der Frau befinden sich im Durchschnitt etwa 2 Milliarden Bakterien pro Kubikmillimeter des Scheidenepithels. Die meisten davon sind reine Milchsäurebakterien, die durch die Aufrechterhaltung eines sauren pH-Wertes in der Scheide einen Schutzschild gegenüber schädlichen Mikroorganismen bilden und das Gleichgewicht der Vaginalflora erhalten.

Was versteht man unter “Gleichgewicht der Scheidenflora”?

Unter „Gleichgewicht“ versteht man die gesunde Besiedelung der Scheide, bei dem der Vaginalbereich vorwiegend von nützlichen Milchsäurebakterien besiedelt ist und unerwünschte Keime so in Schach gehalten werden. Die Milchsäurebakterien regulieren den pH-Wert, der in einer gesunden Scheide im sauren Bereich von 3,8 – 4,4 liegt. Verändert sich der pH-Wert, schafft das optimale Lebensbedingungen für schädliche Pilze und Keime, gleichzeitig werden die nützlichen Laktobazillen reduziert: Es entsteht ein Ungleichgewicht (Dysbiose) und die Vagina verliert ihren Schutzschild. Krankmachende Keime können Überhand nehmen und u. a. eine bakterielle Vaginose oder einen Scheidenpilz auslösen.

 

Doch worin besteht der Unterschied zwischen einer bakteriellen Vaginose und einem Scheidenpilz?Scheidenpilz und Probiotika

Hierbei gibt es wesentliche Unterschiede: Einer davon ist, dass es sich bei einer Pilzinfektion (Scheidenpilz) um eine Infektionserkrankung und bei der bakteriellen Vaginose um eine Störung der natürlichen bakteriellen Besiedelung handelt. Bakterien sind Lebewesen und können selbstständig überleben. Pilze hingegen brauchen eine Wirtszelle, um sich zu vermehren und zu überleben. Wie der Name schon verrät, wird eine bakterielle Vaginose von Bakterien ausgelöst und ein Scheidenpilz von Pilzen. Beide Krankheiten können ausbrechen, wenn die Vaginalflora gestört ist und es zu wenig „gute“ Bakterien gibt.

Bakterielle Vaginose

Ist der pH-Wert in der Scheide gestört, also nicht im optimalen sauren Bereich, dringen schädliche Keime ein und können sich sehr leicht vermehren. Dieser Überschuss an schlechten Bakterien, wie Gardnerella vaginalis, der Haupterreger einer bakteriellen Vaginose, verursacht, dass die Milchsäurebakterien verdrängt werden und sich somit weitere Krankheitserreger ungehindert ausbreiten können. Spätestens jetzt bemerkt man ein unangenehmes Gefühl im Intimbereich. Typische Symptome einer bakteriellen Vaginose sind Juckreiz und ein dünnflüssiger und weiss-gräulicher Ausfluss mit einem fischartigen Geruch. Für diesen unangenehmen Geruch sind Amine verantwortlich, die entstehen, wenn Gardnerellen Eiweisse zersetzen.

Scheidenpilz

Der Scheidenpilz, auch Vaginalmykose genannt, ist eine der häufigsten Pilzinfektion bei Frauen. Diese wird durch Hefepilze, vor allem durch Candida albicans, hervorgerufen. Schätzungsweise erkranken drei von vier Frauen mindestens einmal in ihrem Leben an einem Scheidenpilz. Häufige Symptome, die während der Infektion auftreten, sind Juckreiz, ein brennendes Gefühl in der Scheide, vermehrter, weisslich-gelblich krümeliger Ausfluss und Schmerzen beim Geschlechtsverkehr. Manchmal ist die Harnröhre auch betroffen und es schmerzt beim Wasserlassen. Im Gegensatz zur bakteriellen Vaginose sind hier die Laktobazillen (Milchsäurebakterien) nicht vermindert und der Geruch des Ausflusses ist nicht fischig, sondern normal.

Symptome von bakterieller Vaginose und Scheidenpilz

BAKTERIELLE VAGINOSE   

  • Fischartiger Intimgeruch
  • Weiss-gräulicher, dünner Ausfluss
  • Verschlimmerung der Symptome nach Geschlechtsverkehr
  • Keine Schwellung
  • Keine Rötung
  • Bakterien: Gardnerella Vagnalis

SCHEIDENPILZ

  • Normaler Geruch
  • Weiss-gelblicher, bröckeliger Ausfluss
  • Schmerzen beim Geschlechtsverkehr
  • Schwellung der Schamlippen
  • Rötung der Scheide
  • Hefepilz: Candida albicans

 

Ursachen für ein Ungleichgewicht der Scheidenflora

Es gibt viele verschiedene Ursachen für ein Ungleichgewicht der Scheidenflora. Unsere Vagina ist nicht keimfrei, sondern mit natürlichen, guten Bakterien besiedelt. Die Laktobazillen sind Hauptmieter der Scheidenschleimhaut und setzen den aus den Scheidenzellen stammenden Zucker in Milchsäure um, wodurch ein saures Milieu entsteht. In diesem sauren Milieu (pH-Wert zwischen 3,8 und 4,4) können sich krankmachende Keime nur schwer vermehren. Woher eine Dysbalance in der Scheidenflora kommt, ist oft sehr schwer nachweisbar. Jedoch gibt es einige Ursachen, die hierbei eine Rolle spielen können.

Hormonelle Veränderungen können die Scheidenflora beinflussen

Oft sind hormonelle Veränderungen ein Grund für eine Dysbalance der Scheidenflora. Das Hormon Östrogen ist ein sehr wichtiges Hormon, dass die Anzahl der Laktobazillen in der Vagina bestimmt. Ist der Östrogenspiegel in der Vagina sehr niedrig, beispielsweise während und nach der Periode, dann ist auch eine geringere Anzahl an Milchsäurebakterien vorhanden. Auch hormonelle Verhütungsmittel wie die „Pille“ können ein Ungleichgewicht im Intimbereich begünstigen.

Antibiotika vernichten „gute“ BakterienBakterielle Vaginose oder Scheidenpilz?

Bei manchen Krankheitsbildern ist die Einnahme von Antibiotika unverzichtbar. Das diese aber auch die gesunden und nützlichen Keime im Körper vernichten, sind sie für unsere Darm- und Scheidenflora von Nachteil. Es empfiehlt sich daher immer nach einer Antibiotika-Therapie nicht nur die Darmflora, sondern auch die Scheidenflora mit Probiotika wiederaufzubauen.

Übertriebene Hygiene beeinflusst den pH-Wert der Scheide

Natürlich ist Hygiene wichtig für die Gesundheit, aber es darf nicht übertrieben werden. Viele Duschgels sind nicht für die Reinigung des Intimbereiches geeignet und können den pH-Wert der Scheide zerstören. Es reicht, wenn reines Wasser benutzt wird oder speziell für den Intimbereich geeignete, ph-neutrale Pflegeprodukte.

Synthetische Wäsche kann Dysbalance begünstigen

Man glaubt es kaum, aber auch die falsche Kleidung kann die Scheide negativ beeinflussen. Synthetische Stoffe begünstigen eine feuchtwarme Umgebung, in der sich unerwünschte Pilze und Bakterien besonders gerne ansiedeln. Daher sollte bei den nächsten Einkäufen darauf geachtet werden, dass die Unterwäsche aus Baumwolle besteht.

Stress beeinflusst den ganzen Organismus

Stress ist ein altbekannter Faktor, der den gesamten Körper negativ beeinflussen kann. Er ist auch ein Grund für ein Ungleichgewicht der Vaginal- sowie der Darmflora und kann so die Entstehung von Infektionen begünstigen. Eine psychische Dauerbelastung kann demnach tatsächlich ein Auslöser für viele verschiedene Krankheiten sein.

Ungünstige Ernährung

Du bist, was du isst – dies trifft auch auf die Vagina zu. Eine gestörte Darmflora hat somit auch Auswirkungen auf die Scheide. Zucker beispielsweise, ist Futter für die schädlichen Mikroorganismen im Körper und hilft ihnen so, sich leichter zu vermehren. Hier erfahren Sie mehr wie Ernährung unser Mikrobiom beeinflusst.

Einnahme von Probiotika für das Mikrobiom

Die Scheidenflora wird hauptsächlich von Laktobazillen besiedelt. Wenn diese in Unterzahl geraten, dann ist das Mikrobiom in einer Dysbalance und angreifbar für krankmachende Keime. Probiotika sind „lebende“ Bakterien, die in bestimmten Lebensmitteln vorkommen oder als spezielles Produkt in der Apotheke erhältlich sind. Diese enthalten speziell ausgewählte Bakterienstämme für bestimmte Bereiche des Körpers. Für die Scheidenflora empfiehlt es sich, ein Probiotikum bestehend aus verschiedene Laktobazillen anzuwenden, um den Erhalt des natürlichen vaginalen Mikrobioms gewährleisten zu können.

Darm- und Scheidenflora hängen eng miteinander zusammen und haben wesentliche Auswirkungen auf den gesamten Körper. Es ist daher essenziell, diverse Infektionen ernst zu nehmen und immer darauf zu achten, dass Antibiotika wirklich nur bei Bedarf eingenommen werden.
Jeder Durchfall und jede Verstopfung wirkt sich auch auf die Scheide aus. Da der Darm als Reservoir für die bakterielle Besiedelung der Scheide dient, ist es wichtig auch auf eine gesunde Darmflora zu achten.

Treten Sie mit uns in Kontakt!

Unser hochqualifiziertes Beratungsteam, bestehend aus Ärzten, Apothekern, Biologen, Ernährungsfachleuten und Mikrobiologen steht für Auskünfte rund um den Darm und seine mikroskopisch kleinen Bewohner gerne zur Verfügung.

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