Immer mehr jüngere Erwachsene erkranken an Darmkrebs und oft wird dieser erst spät erkannt

Darmkrebs wird oft zu spät erkannt

Immer mehr jüngere Erwachsene erkranken an Darmkrebs und oft wird dieser erst spät erkannt

Atlanta – Eine gross angelegte Umfrage unter aktuellen und ehemaligen Patienten, die im jungen Erwachsenenalter ein Kolorektalkarzinom erlitten hatten, ergab, dass zu Beginn die Erkrankung oftmals zunächst fehldiagnostiziert worden war, wodurch die Karzinome zum Zeitpunkt der korrekten Diagnose dann häufig bereits weit fortgeschritten waren.

Dieses Ergebnis wurde im Rahmen einer Vorschau auf die Jahrestagung der American Association of Cancer Research (AACR) von der Patientenorganisation Colorectal Cancer Alliance (CCA) veröffentlicht. Dr. Ronit Yarden, ärztliche Leiterin der CCA, wies darauf hin, dass es wegen der unspezifischen Symptomatik mit Verstopfung, Gewichtsverlust und Müdigkeit grundsätzlich schwierig sei, ein Kolorektalkarzinom zu diagnostizieren.

Mehr Erkrankungen bei Jüngeren

Immer mehr jüngere Erwachsene erkranken an Darmkrebs und oft wird dieser erst spät erkannt„Trotz der sinkenden Inzidenz des Darmkrebses unter älteren Erwachsenen stieg die Zahl unter jungen Erwachsenen in den vergangenen Jahrzehnten rasch und in alarmierender Weise an“, sagte Yarden in einem Statement der AACR. „Wir kennen die Ursache für diesen Anstieg bei jüngeren Menschen noch nicht, und unter den Ärzten ist dieser Trend kaum bekannt. Ein wichtiger Grund für die Fehldiagnosen scheint das mangelnde Bewusstsein dafür zu sein, dass auch bei jüngeren Personen ein Kolorektalkarzinom möglich ist.“

Der Darmkrebs-Experte Dr. Alan P. Venook, Professor für Onkologie und translationale Forschung an der University of California in San Francisco und nicht an der Untersuchung beteiligt, fasste seine Sicht so zusammen: „Die Erkenntnisse aus der Studie sind nicht überraschend, und beunruhigend ist, die absolute Zahl jüngerer Kolorektalkarzinom-Patienten so ansteigen zu sehen.“ Er glaubt jedoch nicht, dass eine verzögerte oder fehlerhafte Diagnostik dafür verantwortlich ist, dass die Erkrankung zum Zeitpunkt der Diagnose bei jüngeren Patienten oft bereits fortgeschritten ist.

„Wenn die Patienten symptomatisch werden, dann weil die Krankheit bereits fortgeschritten ist. Es ist dann nicht verwunderlich, dass ein fortgeschrittenes Stadium häufiger bei jüngeren Patienten diagnostiziert wird“, sagte er. Der Grund dafür, dass man bei Personen über 50 Jahre die Krankheit häufiger bereits im Frühstadium diagnostiziert, läge in den Screening-Leitlinien, die empfehlen, mit dem Screening ab 50 Jahren zu beginnen. Durch eine Koloskopie würden dann Erkrankungen im Frühstadium bei äusserlich gesunden Erwachsenen erfasst, die keine Krankheitssymptome aufwiesen.

Ein weiterer Punkt war, dass die Umfrage über soziale Medien und die Website der CCA durchgeführt wurde. Das könnte, so Vernook, ein Stichproben-Bias bedeuten und die Aussagekraft der Studie beeinträchtigen. „Nur Personen, die in den sozialen Medien aktiv sind, konnten an der Studie teilnehmen.“

2 bis 4 Ärzte bis zur richtigen Diagnose

Das Ziel der CCA-Umfrage war es, Informationen über klinische und psychosoziale Erfahrungen, die finanziellen Folgen und die Auswirkungen auf die Lebensqualität zu erhalten. Insgesamt hatten 1.195 Personen an der Befragung teilgenommen. Bei 57% der Befragten war ein Kolorektalkarzinom im Alter von 40 bis 49 Jahren diagnostiziert worden und bei 33% im Alter von 30 bis 39 Jahren. Nur bei 8% der Patienten stellte man ein hereditäres nicht polypöses Kolonkarzinom (HNPCC, Lynch-Syndrom) fest.

Nach der Umfrage war die Erkrankung bei 71% der Patienten zum Diagnose-Zeitpunkt fortgeschritten (Stadium III oder IV). Demgegenüber wird laut American Cancer Association ein Kolorektalkarzinom bei älteren Patienten oft in früheren Stadien diagnostiziert. Zudem hatten 63% der aktuellen und ehemaligen Patienten 3 bis 12 Monate gewartet, bevor sie einen Arzt aufsuchten, da sie nicht ahnten, dass ihre Symptome mit einem Kolorektalkarzinom zusammenhängen könnten. Häufige Symptome waren Verstopfung (50%), rektale Blutungen (50%), aufgeblähtes Abdomen (43%), blutiger Stuhl (39%), Bauchschmerzen (36%) und Müdigkeit (31%). Die meisten Patienten gaben an, dass sie zunächst eine falsche Diagnose erhalten hatten. Von den Patienten hatten 67% mindestens 2 Ärzte und manche sogar mehr als 4 konsultiert, bevor die Diagnose Kolorektalkarzinom gesichert war. Häufige Fehldiagnosen waren Hämorrhoiden, Reizdarmsyndrom, Anämie und Divertikulitis.

Screening-Alter senken?

„Junge Menschen müssen sich darüber im Klaren sein, dass ein Darmkrebs in jedem Alter auftreten kann und er keine Erkrankung alter Menschen ist. Jeder sollte auf die Signale seines Körpers hören und wenn es sich nicht richtig anfühlt, sollte man eben einen Arzt aufsuchen und sich untersuchen lassen“, sagte Yarden weiter. Venook vermutet, dass es den Ärzten nicht in den Sinn kommt, bei jüngeren Menschen nach einem Krebs zu suchen. „Krebs ist typischerweise eine Krankheit älterer Patienten, daher sind Fehldiagnosen nicht überraschend.“

Für Dr. John D. Carpten, Programmdirektor des AACR-Jahreskongresses und Direktor des Institute of Translational Genomics an der Keck School of Medicine der University of Southern California in Los Angeles, ist die politische Bedeutung als einer der Hauptaspekte der Studie wichtig, da die meisten aktuellen Leitlinien das Screening für Personen über 50 Jahre empfehlen. Im vergangenen Jahr stufte die American Cancer Society das Einstiegsalter für das Screening auf Kolorektalkarzinome auf 45 Jahre herab und eine Koalition aus 22 Gruppen aus dem gesamten Gesundheitswesen einschliesslich Patientenverbänden setzte sich dafür ein, dass die US Preventive Services Task Force diesem Vorstoss folgen möge.

Jedoch sagte Venook, dass er keinen grossen Unterschied darin sehe, wenn man das Einstiegsalter in das Screening um 5 Jahre senke, da sich Kolorektalkarzinome in zunehmendem Masse auch bei noch jüngeren Erwachsenen selbst unter 40 Jahren fänden. „Man darf das Risiko einer Darmspiegelung nicht negieren, weshalb man sie auch nicht abseits der Leitlinienempfehlungen routinemässig durchführen sollte“, fügte er hinzu. Laut Venook seien neuartige Screening-Tools, die eine höhere Spezifität aufweisen als die Koloskopie, wichtig.

QUELLE: https://www.globenewswire.com/news-release/2018/12/19/1669915/0/en/Report-Most-Young-Onset-Colorectal-Cancer-Patients-Diagnosed-at-Advanced-Stages.html

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