Enge Beziehung zwischen Alzheimer & Darmflora

Immer mehr der neuesten Forschungsergebnisse weisen auf einen engen Zusammenhang zwischen Darmgesundheit und Hirnfunktionen hin.

So fand eine erst kürzlich in Schweden an der Universität von Lund durchgeführte Studie heraus, dass eine aus dem Gleichgewicht geratene, dysbiotische Darmflora den Verlauf von Alzheimer beschleunigen kann. In der Untersuchung, die am 8. Februar 2017 in der Zeitschrift SCIENTIFIC REPORTS veröffentlicht wurde, konnte gezeigt werden, dass Mäuse mit Alzheimer ein anderes bakterielles Darmprofil aufweisen als Tiere ohne die Erkrankung.

Man weiss jedoch, dass die Zusammensetzung der Darmflora auch durch die Art der Ernährung sowie den Lebensstil beeinflusst werden kann. Dies legt nahe, dass eine darmfreundliche Nahrung eine wichtige Rolle spielen könnte bei der Prophylaxe einer der meist gefürchteten Krankheiten der westlichen Welt. „Alzheimer ist eine verhinderbare Erkrankung und wir werden wahrscheinlich bereits in naher Zukunft in der Lage sein, Ernährungsempfehlungen zur deren Prävention abzugeben“, meint Studienautorin Dr. Frida Hallenius vom universitären Food for Health Science Centre in Lund. Schon jetzt wird grundsätzlich empfohlen, auf die eigenen Darmbakterien „aufzupassen“, indem man möglichst viele Vollkornprodukte, Früchte und Gemüse isst.

In der neuen Studie wies die Arbeitsgruppe von Hallenius einen direkten kausalen Bezug zwischen Darmbakterien und Alzheimer nach. Als man keimfreie Mäuse mit den Bakterien von Alzheimer-Tieren kolonisierte, entwickelten auch diese die für Alzheimer typischen Beläge (brain plaques) im Gehirn. Wurden jedoch dieselben keimfreien Mäuse mit Bakterien von gesunden Artgenossen kolonisiert, so entwickelten diese deutlich weniger Beläge.

Enge Beziehung zwischen Alzheimer & Darmflora

Beta-Amyloid-Plaques zwischen Nervenzellen sind der wichtigste Marker für diese Krankheit. Dabei handelt es sich um „klebrige“ Proteinkomplexe, die sich zwischen den Neuronen anhäufen, deren Signalübertragung behindern und letztlich zu einem Absterben der betroffenen Zellen führen. „Wir wissen noch nicht genau, wie Bakterien sich auf die Funktion des Gehirns auswirken können, aber wir arbeiten daran“, sagt Hallenius. „Wir vermuten, dass bestimmte Bakterien die regulatorischen T-Zellen im Verdauungstrakt beeinflussen, welche wiederum inflammatorische Prozesse sowohl im Darm wie im gesamten Körper kontrollieren – das Gehirn miteingeschlossen.“

„Die Darmflora steht in enger Verbindung mit dem Immunsystem verbunden, da die meisten Immunzellen des Körpers im Verdauungstrakt zu finden sind“, fügt Hallenius hinzu. Und: „Alles was im Darm geschieht, kann einen Einfluss auf das Immunsystem haben. Indem man die Zusammensetzung der Darmflora verändert, verändert man auch automatisch die Reaktion des Immunsystems des Wirtes.“

Die Ergebnisse legen nahe, dass Alzheimer stärker beeinflussbar ist als bisher von Gesundheitsexperten angenommen. Die Zusammensetzung der Darmflora wird aus einem Mix von Genetik und Lebensstilfaktoren bestimmt. Ernährung, Bewegung, Stress und Toxinbelastung tragen gleichermassen zum bakteriellen Mikrobiom bei.

Die Forscher beginnen nun nach Wegen zu suchen, wie man den Ausbruch der Krankheit verhindern oder zumindest deren Verlauf modifizieren kann, indem man sich möglichst früh auf die Darmflora konzentriert. In der Zwischenzeit gelten eine möglichst vegetarische Vollwertnahrung sowie eine Ergänzung mit geeigneten Probiotika als einfache und sichere Methode, die Zusammensetzung des individuellen Mikrobioms zu verbessern.

Die Studie ist allerdings nicht die erste, die einen engeren Zusammenhang zwischen Darmbakterien und Alzheimer nachgewiesen hat. In einem Artikel von 2014 in der Zeitschrift Frontiers in Cellular Neuroscience werden 10 verschiedene Möglichkeiten aufgelistet, wie die Darmflora die Entwicklung von Alzheimer beeinflussen könnte, von bestimmten Pilz- und bakteriellen Infektionen bis hin zu einer erhöhten Durchlässigkeit der Blut/Hirn-Schranke. „Der Beitrag von winzigen Mikroorganismen zu einer ganzen Reihe von wichtigen physiologischen und neurobiologischen Aspekten wird erst langsam in seiner vollen Tragweite erkannt“, schreiben die Autoren der Studie.

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