Infektiologen: Vorsicht beim Umgang mit Antibiotika

Deutsche Ärzte verschreiben beim Nachweis von Bakterien im Urin zu oft und zu früh Antibiotika. Die Deutsche Gesellschaft für Infektiologie (DGI) weist darauf hin, dass der alleinige Nachweis von Bakterien im Urin ohne Symptome bis auf wenige Ausnahmen keine Behandlung erfordert.

Die DGI hat daher in der Initiative „Klug entscheiden“ medizinische Leistungen benannt, die zu häufig oder aber zu selten fachgerecht erbracht werden. Ein entsprechender Artikel ist im „Deutschen Ärzteblatt“ erschienen.

„Bakterien im Urin können unterschiedliche Ursachen haben und kommen bei Frauen häufiger vor als bei Männern“, erklärt Norma Jung, Beiratsmitglied der DGI. „Behandlungsbedürftig sind Bakterien im Urin nicht. Erst wenn typische Beschwerden einer Harnwegsinfektion bestehen, sollte eine Therapie eingeleitet werden.“ Eine vorsorgliche Antibiotikabehandlung verhindere nicht, dass sich aus dem symptomlosen Auftreten von Bakterien eine symptomatische Harnwegsinfektion entwickle, so Jung. Von dieser Regel gibt es nur wenige, definierte Ausnahmen: Wenn sich während einer Schwangerschaft oder vor einem urologischen Eingriff Bakterien im Urin nachweisen lassen, sollten Ärzte auch ohne konkrete Krankheitszeichen eine Antibiotikatherapie einleiten.

„Für die Infektiologie hat die DGI im Rahmen von ‚Klug entscheiden‘ in einem mehrstufigen Verfahren fünf Positiv- und fünf Negativ-Empfehlungen formuliert“, erklärt DGI-Vorsitzender Gerd Fätkenheuer.

Zu den Negativ-Empfehlungen zählt zum Beispiel die Behandlung von unkomplizierten oberen Atemwegsinfektionen mit Antibiotika: Bei akuten Infektionen der oberen Atemwege und bei Bronchitis verursachen diese eher Schaden als Nutzen. Sie helfen gegen die überwiegend durch Viren verursachten Erkrankungen nicht, bergen dagegen das Risiko, Nebenwirkungen auszulösen und befeuern die Resistenzentwicklung. „Obere Atemwegsinfektionen gehören zu jenen Erkrankungen, bei denen am häufigsten unnötigerweise Antibiotika verordnet werden“, sagt Jung.

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