Probiotika können positive Effekte bei Patienten haben, die eine Antibiotikatherapie erhalten

Probiotika: Positive Effekte bei chirurgischen Patienten mit Antibiotikatherapie

Antibiotika zählen zu den wichtigsten medizinischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts, denn sie sind essenziell für die Behandlung schwerer und lebensbedrohlicher bakterieller Infektionskrankheiten. Doch nicht selten kommt es während der Antibiotikatherapien zu unerwünschten Nebenwirkungen. Grund dafür ist, dass Antibiotika nicht nur gefährliche Krankheitserreger vernichten, sondern oftmals auch die nützlichen und gesundheitsfördernden Darmbakterien. Dadurch wird die Vielfalt der Darmflora reduziert und potenziell schädliche Keime können sich ungehindert vermehren. Durch das Ungleichgewicht der Darmflora kann es unter anderem zu einer Schädigung der Darmschleimhaut kommen. All dies kann dazu beitragen, dass antibiotikaassoziierte Beschwerden wie Durchfälle auftreten.

Antibiotikaassoziierte Durchfälle als häufige Nebenwirkung

Probiotika können positive Effekte bei Patienten haben, die eine Antibiotikatherapie erhaltenBei bis zu 49% der Patienten, die Antibiotika einnehmen, treten Durchfälle auf (antibiotikaassoziierte Diarrhö, kurz AAD). Bei bis zu 25% von jenen entwickelt sich daraus eine schwere Form, die Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö (CDAD). Clostridium difficile ist einer der häufigsten Krankenhauskeime und kann, wenn er sich rasch vermehrt, durch die Produktion von zwei verschiedenen Giftstoffen (Toxin A und Toxin B) zu einer massiven Schädigung der Darmschleimhaut und zu hochgradigen Entzündungen führen. Die Folgen sind unter anderem heftige und zum Teil lebensbedrohliche Durchfälle. Neben Antibiotika kann auch eine Chemotherapie, welche bei der Behandlung von Krebserkrankungen zum Einsatz kommt, Durchfälle hervorrufen. Dadurch wird eine optimale Behandlung der betroffenen Patienten und in einigen Fällen sogar die Fortsetzung der Therapie verhindert.

Die rechtzeitige Gabe von speziell formulierten Probiotika zusätzlich zum Medikament kann durch die positive Modulierung der Darmflora die Darmschleimhaut während Antibiotika- und Chemotherapien schützen. Für diesen Ansatz wurde ein Probiotikum entwickelt, welches aus zehn ausgewählten Bakterienstämmen besteht. Es ist in der Lage, das Wachstum von gesundheitsschädlichen Keimen sowie die Ausschüttung von Giftstoffen durch Clostridium difficile binnen 24 bis 48 Stunden zu hemmen. Somit lässt sich mit diesem Probiotikum antibiotikabedingten Durchfällen und einer CDAD effizient vorbeugen.

Probiotikum: Nachweislich erfolgreicher Einsatz bei AAD

Im Rahmen einer Studie am LKH Leoben wurden die positiven Effekte dieses speziell entwickelten Multispezies- Probiotikums auf die Stuhlkonsistenz und -häufigkeit während der Antibiotikagaben im Zuge von chirurgischen Eingriffen sowie von Chemotherapien untersucht. 54 chirurgische Patienten des Landeskrankenhauses Leoben, darunter auch neun Krebspatienten, bekamen zum verordneten Antibiotikum zweimal täglich je 5 Gramm dieses Probiotikums. Durch die Gabe der probiotischen Bakterien verringerte sich das Auftreten von antibiotikabedingten Durchfällen signifikant auf 5,5 % (allgemeines Auftreten (Inzidenz) bei vergleichbarer Medikation: 25 %). Zudem verbesserte sich die Stuhlbeschaffenheit bei mehr als 50 % der Patienten mit bestehendem Durchfall auf einen Wert von unter 6 auf der Bristol-Stuhlformen-Skala (BSS), was also normalem Stuhlgang entspricht (6 = Durchfall). Besonders hervorzuheben ist der positive Effekt des besagten Probiotikums bei Chemotherapie-Patienten: Dank der Gabe des Probiotikums kam es zu keinem einzigen Fall eines antibiotika- bzw. chemotherapiebedingten Durchfalls. Erwähnenswert ist zudem die äusserst gute Verträglichkeit des Produktes, da keinerlei unerwünschte Effekte aufgetreten sind.

Vor allem bei Krebspatienten kann der Einsatz des Probiotikums zu einem optimaleren Therapieverlauf und überdies zu mehr Lebensqualität beitragen.

Multispezies-Probiotikum als optimale Begleittherapie

Eine Antibiotikatherapie kann, wie eingangs erwähnt, die Zusammensetzung der Darmflora negativ beeinflussen, wodurch das Wachstum schädlicher Keime begünstigt wird. Vor allem, wenn es sich dabei um Clostridium difficile handelt, kann dies zu erheblichen Komplikationen führen und zum Teil lebensbedrohliche Durchfälle auslösen. Die vorliegende Studie zeigt klar, dass durch die rechtzeitige Einnahme des Probiotikums zusätzlich zu einer Antibiotikatherapie das Auftreten von antibiotikabedingten Durchfällen bei chirurgischen Patienten deutlich reduziert wird. Vor allem bei Krebspatienten kann der Einsatz des Probiotikums dazu beitragen, den Therapieverlauf zu optimieren und die Lebensqualität zu erhöhen. Studien haben bereits belegt, dass eine intakte Darmflora für die erfolgreiche Durchführung von Chemotherapien von grosser Bedeutung ist und Probiotika den durch Chemotherapeutika verursachten Schaden der Darmschleimhaut in Grenzen halten können. Diesbezüglich liefert die oben genannte Studie äusserst eindrucksvolle Ergebnisse, die dabei helfen können, den Einsatz von medizinisch relevanten Probiotika als Standardbegleittherapie sowohl von Antibiotikabehandlungen als auch von Chemo- und Strahlentherapien zu etablieren.

Personenkurzbeschreibung

Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Rabl

Prim. Univ.-Prof. Dr. Hans Rabl ist Facharzt für Allgemeinchirurgie und Gefässchirurgie, Venenspezialist und Vorstand der Abteilung für Chirurgie am Landeskrankenhaus Hochsteiermark (Standort Leoben)

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